Auf den Spurensuche nach meinen Vorfahren väterlicherseits mit Namen "Hennwald" stieß ich zuerst auf einen "toten Punkt":

 

Robert Emil Franz Hennwald, mein Urgroßvater

 

Mein Urgroßvater Robert Emil Franz Hennwald wurde am 22.04.1882 in Berlin geboren. Nach mündlichen Überlieferungen sollte er in einem Waisenhaus aufgewachsen sein. Er war von Beruf Schmied, war Soldat im 1. Weltkrieg und heiratete meine Urgroßmutter Ella Bertha Wilhelmine Lichtwark 1918 in Schönberg in Mecklenburg. Zum Zeitpunkt der Hochzeit lebte er laut Heiratsurkunde in Stettin.

 

Robert und Ella Hennwald 1918

Robert und Ella 1918 zur Hochzeit

 

Bei ancestry.de fand ich einen Hinweis auf eine Volkszählung im Jahre 1900 in Mecklenburg-Strelitz. Hier wurde mein Urgroßvater, 18-jährig, bei der Volkszählung in Waren an der Müritz erfasst. Er lebte als Lehrling im Haushalt des Schmiedemeisters Ernst Kempcke und seiner Familie. Hier hat er  sein Schmiedehandwerk erlernt. Nur, wie ist er von Berlin aus hierher gekommen? Diese Frage werde ich wohl nie zweifelsfrei beantworten können.

 

Zählkarte Volkszählung Waren ca. 1900

Zählkarte für Robert 1900 in Waren

 

1922 wurde mein Großvater Ernst Günther Hermann Hans Hennwald in Bockwitz, dem heutigen Lauchhammer, geboren. Hier, im Grundhof 1, lebte mein Urgroßvater  Robert mit seiner Frau Ella und seinen beiden Kindern Günther und Lisbeth bis zu seinem Tode am 20.07.1950.

 

Günther und Lisbeth Hennwald

Günther und Lisbeth Hennwald

Günther Hennwald als Soldat im 2. Weltkrieg

Günther Hennwald als Soldat im 2. Weltkrieg

 

Mein Urgroßvater Robert war im Bergbau bei Borsig tätig und ... er spielte Trompete.

 

Musikkapelle mit Robert Hennwald ca. 1920

Vordere Reihe: 5-ter von links: Robert Hennwald ca. 1920

 

Maria Dorothea Hennwald, meine Ur-Urgroßmutter

Auf der Hochzeitsurkunde meines Urgroßvaters fand ich den Hinweis auf seine Mutter, die "ledige Dienstmagd" mit Wohnsitz in Berlin, Dorothea Hennwald, meine Ur-Urgroßmutter.

Eine schriftliche Umfrage bei den Standesämtern in Berlin ergab, dass mein Urgroßvater Robert Emil Franz in der Königlichen Entbindungsanstalt in der Dorotheenstr. 4 in Berlin -Mitte geboren wurde. Zum Zeitpunkt seiner Geburt wohnte seine Mutter in der Kleinen Auguststr. 6 in Berlin-Mitte. Dieses Haus steht heute noch.

 

Kleine Augusstr. 6 Berlin Wohnort Dorothea Hennwald

Kleine Auguststr. 6 in Berlin-Mitte - Wohnort von Maria Dorothea 1882

 

Dies war für einige Jahre alles, was ich über sie in Erfahrung bringen konnte. Eine persönliche Suche im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin hinsichtlich der Geburtsdaten von Robert Hennwald brachte keinen Erfolg. In den Kirchenbüchern rund um die Kleine Auguststr. 6 ist seine Taufe nicht verzeichnet. Möglicherweise hatte seine Mutter ihn sofort weg gegeben, so dass er in einem anderen Kirchenbezirk getauft wurde.

Mir fehlte der entscheidende Hinweis:

Woher, aus welcher Region Deutschlands, kam Dorothea Hennwald?

Über das Forum einer Webseite wurde ich auf jemanden aufmerksam, der den gleichen Familiennamen wie ich trug. Nachdem wir in Kontakt getreten waren, erfuhr ich, dass seine Vorfahren aus Elbing in Westpreussen, im heutigen Polen stammten. So begann auch ich hier mit meiner Suche.

Nun, fast acht Jahre später, habe ich meine "Dorothea Hennwald" gefunden.

Meine Recherchen, die Auswertung des "Elbinger Anzeigers", der in der polnischen, digitalen Bibliothek Elbing digitalisiert war sowie die fortschreitende weltweite Digitalisierung der Kirchenbücher und Einwohnerverzeichnisse, lieferten mir nun den lange ersehnten Treffer.

Auf www.ancestry.de fand ich am Sonntag, den 30.10.2016, den Sterbeeintrag meiner Ur-Ur-Großmutter Maria Dorothea Hennwald:

Sie ist am 12. März 1890, 44-jährig in Berlin verstorben, war zu diesem Zeitpunkt wohnhaft in der Grenadierstr. 37, als Aufwärterin tätig und wurde 1845 in Elbing geboren.

Meine Vermutung war richtig. Meine direkten Vorfahren der "Hennwalds" kommen aus Elbing in Westpreussen.

Maria Dorothea Hennwald lebte also 1882 in der Kleinen Auguststraße 6 in Berlin, wo sie auch als Dienstmagd arbeitete. Hier brachte sie in der Königlichen Entbindungsanstalt in der Dorotheenstraße 4 meinen Ur-Großvater Robert Emil Franz unehelich zur Welt.

 

                                               Entbindungsanstalt Dorotheenstr. 4

                                         Königliche Entbindungsanstalt Dorotheenstr. 4 - Geburtsort von Robert Emil Franz

 

1887 lebte sie in der Elisabeth Straße 21, in der sogenannten "Königstadt" in Berlin, und brachte hier im selben Jahr ein weiteres uneheliches Kind zur Welt, welches den Namen Elisabeth Marie erhielt. Der Vater von Elisabeth Marie war der Maurer Carl Julius Griffel, der das Kind als das seinige annahm.

 

                                Elisabethstr. 21

                                                    Elisabethstr. 21 - Wohnort von Maria Dorothea im Januar 1887

 

Elisabeth Marie starb jedoch leider schon 2 Monate nach der Geburt in der Charite`. Zu diesem Zeitpunkt wurde als Wohnsitz von Elisabeth Marie die Alte Jacobstraße 33 genannt, in der sich ein Waisenhaus befand (Siehe Bild unten). Zum Zeitpunkt des Todes von Elisabeth Marie befand sich Maria Dorothea gerade im Städtischen Krankenhaus Friedrichshain. 

Das Waisenhaus in der Alten Jacobstraße 33 nahm vater- und mutterlose arme Waisen auf sowie halbverwaiste arme Kinder, deren "Väter oder Mütter durch Krankheit, Gefangenschaft oder Versunkenheit in grobe Laster zur Erziehung ihrer Kinder unfähig"... waren. "Solche verlassene oder verwaiste Kinder werden entweder bei ordentlichen rechtschaffenden Pflegeeltern innerhalb lokal, oder außerhalb Berlins gegen Zahlung eines Kostgelds untergebracht oder in der aus Kommunalmitteln erbauten, am 19. Oktober 1859 eröffneten Waisenanstalt zu Rummelsburg [dem "Friedrichs-Waisenhaus der Stadt Berlin"] erzogen. - Das Waisenhaus [Alte Jakobstr. 33. SW.] ist der Sitz der Generaladministration und werden in das dort befindliche Depot, die der Fürsorge der Kommune anheimfallende Kinder vorläufig aufgenommen, bis sie, falls ihre Rückgabe an Verwandte nicht alsbald erfolgen kann, in Kost ausgegeben oder der Erziehungsanstalt überwiesen werden. Auch befindet sich dort die Franke`sche Stiftung für Waisen des Reviers." (Quelle: Adresskalender für die königlichen Haupt- und Residenzstädte Berlin und Potsdam, 1879, Abschnitt 7. Das grosse Friedrichs-Waisenhaus, S.567, verfügbar unter www.digital.zlb.de) 

 

 

                                               Alte Jacobstr. 33

                                              Waisenhaus Alte Jakobstraße 33 - Aufenthalt von Elisabeth Marie 1887

 

                                        

             Alte Jacobstr. 33

                Waisenhaus Alte Jakobstraße 33 

 

1890 starb Maria Dorothea im Alter von 44 Jahren im "Städtischen Krankenhaus Moabit". Zu diesem Zeitpunkt war sie als Aufwärterin tätig und wohnte in der Grenadierstraße 37, heute Almstadtstraße, im Scheunenviertel der ehemaligen "Spandauer Vorstadt".

 

                                                    Grenadierstraße 37 - Wohnort von Maria Dorothea Hennwald 1890

                                                          Grenadierstraße 37 - Wohnort von Maria Dorothea Hennwald 1890

 

Das sowohl Maria Dorothea als auch Elisabeth Marie gemäß Standesamtunterlagen evangelisch waren, müssten ihre Sterbedaten in den Kirchenbüchern von Berlin verzeichnet sein. Hier ist jedoch nicht eindeutig, wo die Ereignisse verzeichnet worden sind.

 

Die Digitalisierung der Meldekarten der Einwohner der Stadt Elbing liefert weitere entscheidende Erkenntnisse über das Leben von Marie Dorothea Hennwald. Nicht nur ihre eindeutigen Geburtsdaten und die, ihrer Mutter, deren Brüder und Eltern konnte ich in Erfahrung bringen, sondern auch ihre Aufenthaltsorte, die aufgrund ihrer Anstellungen als Dienstmädchen in Elbing zahlreich waren. 

Am 18.11.1876 wurde sie laut Meldekarte in Elbing abgemeldet mit dem Ziel: Sorau, Niederlausitz.  Nach einigen wenigen Jahren hier, in denen sie vermutlich wieder als Dienstmädchen arbeitete,  kam sie nach Berlin.  Da Sorau an der Eisenbahnlinie Berlin - Frankfurt (Oder) - Breslau liegt, erklärt sich hier, wie sie den Weg nach Berlin fand. 

In Sorau erwartete mich eine weitere Überaschung: In den Adressverzeichnissen von 1905 bis 1937 fand ich einen Fabrikarbeiter Karl Hennwald, in der Straße Promenade 5.  Er ist tatsächlich ein weiteres uneheliches Kind meiner Ur-Urgroßmutter und am 10.03.1877 in Sorau geboren.  Mein Urgroßvater Robert hatte einen Halbbruder, der möglicherweise weitere Nachfahren hatte.

 

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