Königreich Galizien - Lodomerien

Galizien war früher Kronland der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Seine Gebiete liegen heute auf dem Territorium des südlichen Polen und der westlichen Ukraine. Andere Namen für dieses Gebiet sind Galicja [Polnisch], Halychyna [Ukrainisch] und Rus Halicka [Polnisch].
Galizien erstreckt sich von der Biala, dem kleinen Nebenflüsschen der Weichsel, im Westen bis zum Zbrucz, dem Nebenfluß des Dniestr, im Osten. Von den Karpaten im Süden fällt das Land nach Norden ab und geht in die sarmatische Tiefebene über. Die Größe Galiziens bemisst sich auf etwa 78.000 Quadratkilometer.
Am 1. September 1774 wurde durch die Kaiserin das 1. Ansiedlungspatent für die Ansiedlung in den Städten erlassen. Das zweite Ansiedlungspatent erließ am 17. September 1781 Josef II., nunmehr Kaiser von Österreich. Es erlaubte den auswärtigen auch die Ansiedlung auf dem Lande und wurde ergänzt durch das Toleranzpatent vom 13. Oktober 1781, in dem den Protestanten die religiöse Duldung ausgesprochen wurde. In den folgenden Jahren wanderten daraufhin tausende, meist aus der Pfalz stammende, Familien nach Galizien ein und siedelten sich hier meist in neu gegründeten Ortschaften als deutsche Gemeinschaften oder in den Städten als Handwerker an.
Seit dem 18. Jahrhundert war Galizien auch ein bedeutendes Zentrum ostjüdischen Kultur- und Geisteslebens. Nach der 3. Teilung Polens (1795) wurde "Westgalizien", 1846 die Republik Krakau/Kraków an das Königreich angeschlossen. Ab 1868 bestand weitgehende Selbstverwaltung mit polnischer Unterrichts- und Amtssprache, polnischem Statthalter und Minister für Galizien in Wien sowie regem geistigem Leben (polnische Universitäten in Lemberg/Lwów und Krakau). Wirtschaftliche Stagnation führte zu starker Auswanderung in die USA.
Im Jahre 1918 im Ausgang des 1. Weltkrieges fiel Galizien an Polen und wurde nun als "Kleinpolen" (Malopolska ) bezeichnet. Wegen des ukrainischen Ostteils kam es zu blutigen Auseinandersetzungen mit der dort lebenden ukrainischen Bevölkerung. 1939 nach der Annexion Polens durch Deutschland und die Sowjetunion wurde entsprechend der abgesprochenen Gebietsaufteilung im geheimen Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Paktes vom 23.August 1939 Ostgalizien Teil der Ukraine und Westgalizien Teil des Generalgouvernements Warschau, dass Deutschland im Rahmen des "Grenz- und Freundschaftsvertrages" vom 28.September 1939 als Ausgleich für litauische Gebiete zugesprochen wurde. Die damals getroffene Teilung ist bis heute erhalten geblieben. In dem “Führererlass” vom 8.Oktober 1939 wurde die Eingliederung und Verwaltung der ehemaligen Westgebiete Polens geregelt.
Der neu geschaffene Reichsgau «Wartheland» mit den Regierungsbezirken Posen, Hohensalza und Lodz war für eine Besiedlung der Auslandsdeutschen vorgesehen. Ein Großteil der deutschen Bevölkerung Ostgaliziens wurde nach Verhandlungen aus dem russischen Teil dorthin umgesiedelt. Es wurden nicht nur die Galiziendeutschen im Wartheland angesiedelt, sondern auch die Auslandsdeutschen der Gebiete, die aufgrund von deutsch- sowjetischen Geheimabkommen an die Sowjetunion abgetreten wurden: Estland, Lettland, Litauen, Wolhynien, Bukowina, Bessarabien und andere Gebiete. Später wurden auch Schwarzmeerdeutsche im Wartheland angesiedelt. 1945 endete die Geschichte der Besiedlung Galiziens durch die sogenannten "Pfälzer Schwaben". Nur wenige blieben, die mit Polen oder Ukrainern verheiratet waren und hofften vor Repressionen verschont zu bleiben.